Sprache und Identität
Tag vier des Literaturfestes Salzburg setzt sich mit Sprache und Identität auseinander:
Für CVETKA und FLORJAN LIPUŠ ist das Schreiben in slowenischer Sprache identitätsstiftend, WOJCIECH CZAJA macht Lust auf die Welt und das Schauspieler-Trio MICHAEL MAERTENS, ANNETTE PAULMANN und FALK ROCKSTROH liest sprechsingend Ernst Jandls „Aus der Fremde“.
Anschließend an literarische Stadtspaziergänge durch die Riedenburg „welt:bühne:riedenburg“ führte der vielreisende Architekturkritiker und Journalist WOJCIECH CZAJA in die Welt. Er las im Architekturhaus Salzburg aus seinem Städtepanoptikum „Hektopolis – Ein Reiseführer in hundert Städte“. Kurze ortsspezifische Anekdoten zeichnen das Bild eines Kosmopoliten, der bereits mehr als 70 Städte bereist hat und gerne auf die Suche geht. Czajas scharfer Blick für Unentdecktes, außerhalb touristischer Städtetrip-Schablonen, und seine unvergleichlichen Beobachtungen, verwoben mit einem enormen Panorama an Sprachen, die sich im Buch niederschlagen, machen Lust auf die Welt – abwechselnd im Gespräch mit Roman Höllbacher.
Das Abendprogramm bestreitet das Schauspieler-Trio MICHAEL MAERTENS, ANNETTE PAULMANN und FALK ROCKSTROH mit derSprechperformance von Ernst Jandls preisgekröntem Stück „Aus der Fremde“ in der Szene Salzburg (Einrichtung: Bettina Hering, Leitung Schauspiel/Festspiele Salzburg). Ernst Jandl, Meister der Verfremdung und der Sprachexperimente, spielt mit den Möglichkeiten der Distanzschaffung der eigenen Lebensgeschichte durch Sprache, u.a. durch die ausnahmslose Verwendung des Konjunktivs und der Rede in der dritten Person. Die drei namenlosen Figuren werden vom Trio bravourös umgesetzt und fügen den Facetten von Sprache und Identität neue Perspektiven hinzu.
Das Kinderprogramm am Donnerstag und Freitag wurde von ARNE RAUTENBERG und CHRISTIAN FUTSCHER bestritten. Mit rund 150 Kindern wurden im Literaturhaus Salzburg und in der Stadtbibliothek Seekirchen Gedichte dekonstruiert, in ihrem Kern freigelegt und spielerisch der Entstehungsprozess unter die Lupe genommen, um den Jüngsten zu demonstrieren, was man alles mit der Sprache machen kann.